7. und 8. Juli 2017 (Frankfurt am Main)

2017-07-07 - 2017-07-08

Öffentliche Tagung »Kompetent in Kompetenz? 1. Frankfurter (In-)Kompetenzkonferenz«

Sachverstand erwirbt man als Wissen über die Sache, Fähigkeiten im Umgang mit ihr und idealerweise ist man hinterher auch für das zuständig, was man weiß und kann. Von daher wäre Kompetenzorientierung im Bildungswesen gar keine schlechte Sache, wenn sie nicht das Pferd von hinten aufzäumte, indem sie zu Zuständigkeiten erzieht, und hofft, dass die dazu notwendigen Fertigkeiten und vor allem der Sachverstand schon nachkommen werden. Tun sie aber nicht. Das Resultat des kompetenzorientierten Bildungsbetriebes ist Inkompetenz. Und Unbildung.

Das Pferd von hinten aufzäumen. Zuständig sollen wir sein. Für eine Aufgabe, für einen ökonomischen Zweck, damit wir als Rädchen im Getriebe des Marktes funktionieren und nicht zerrieben werden. Fähig sollen wir werden, uns den dazu notwendigen Sachverstand anzueignen, aber auch nicht mehr als den, denn das wäre ja unökonomisch. Wissen, was man wissen muss. Aber nicht mehr. Und eigentlich muss man ja gar nichts wissen, google weiß ja bereits alles.

Seit PISA 2000 dominiert die inkompetenzproduzierende Kompetenzorientierung die Lehrpläne an den Schulen. Nun schwappt die Welle auch durch die universitären Curricula – zusammen mit den (in)kompetenzgeschulten Abiturienten, die in Stützkursen in Mathematik, schriftlicher und mündlicher Ausdrucksweise und natur- und geisteswissenschaftlicher Allgemeinbildung notdürftig studierfähig gemacht werden müssen. Damit die Not zur Tugend werde, sollen nun aber auch alle universitären Studiengänge sich der Kompetenzorientierung verschreiben.

Wir – Professoren aus Medizin, Natur – und Rechtswissenschaften – erheben Einspruch und setzen mit der »Inkompetenzkonferenz«, zu der wir Sie herzlich einladen, die Frankfurter Tradition der kritischen Einsprüche wider die Ökonomisierung der Bildung fort. Wir haben sachverständige, renommierte, fähige, eloquente, ja, sogar unterhaltsame Referentinnen und Referenten gefunden – es wird, so hoffen wir, eine kurzweilige Bildungskonferenz werden – denn Bildung besteht auch darin, Freude an ihr zu haben.

Der Eintritt ist kostenfrei.


Festvortrag am 7. Juli, 2017, 19 Uhr
»Für nichts zuständig, zu manchem fähig und zu allem bereit: Kompetenzorientierung als Inkompetenz«
Prof. Dr. Konrad Paul Liessmann, Philosophie, Universität Wien

Programm am Samstag, 8. Juli 2017, 09.30 – 17.15 Uhr

09.30 Uhr Grußwort und Eröffnung
Prof. Dr. Andreas Gruschka, Erziehungswissenschaften, Goethe-Universität Frankfurt

Initiator der Frankfurter Einsprüche gegen die Ökonomisierung der Bildung von 2005

09.40 Uhr »›Bad practice‹ Eine Kritik am technomorphen Unterrichtsparadigma der Kompetenzorientierung«
Johanna Gaitsch / Bernadette Reisinger, Philosophie, Universität Wien

»Implikationen der Kompetenzdoktrin für den staatlichen Bildungs- und Erziehungsauftrag«
PD Dr. Felix Hanschmann, Rechtswissenschaft, Goethe-Universität Frankfurt

10.40 Uhr Diskussion der Vorträge

11.10 Uhr Kaffeepause

11.30 Uhr »Die Trivialisierung der Studierenden. Ungewollte Nebenfolgen der Kompetenzorientierung«
Prof. Dr. Stefan Kühl, Soziologie, Universität Bielefeld

»Ein Fahrstuhleffekt für die Wissenschaft – Deutschlands Wissenschaftslandschaft aus finanzpolitischer Perspektive«
Mathias Brodkorb, Finanzminister Mecklenburg-Vorpommern

12.30 Uhr Diskussion der Vorträge

13 Uhr Mittagspause

14 Uhr »Vom Streifenhörnchen zum Nadelstreifen –
das deutsche Bildungswesen im Kompetenztaumel«
Prof. Dr. Hans Peter Klein, Biowissenschaften, Goethe-Universität Frankfurt

»Postparadiesisches Bildungswesen«
Prof. Dr. Josef Pfeilschifter, Dekan des Fachbereichs Medizin Goethe-Universität Frankfurt

15 Uhr Diskussion der Vorträge

15.30 Uhr Kaffeepause

15.45 Uhr »Bildung ohne Bildungsideal«
Prof. Dr. Bernhard Kempen, Rechtswissenschaft, Universität Köln, Präsident des deutschen Hochschulverbandes

»Transformation der Universität zur Kompetenzanstalt der postwissenschaftlichen Ära
Prof. Dr. Hans Jürgen Bandelt, Mathematik, Universität Hamburg

16.45 Uhr Diskussion der Vorträge

17.15 Uhr Ende der Veranstaltung

Termin:

7. und 8. Juli 2017

Tagungsort:

Universitätsklinikum Frankfurt
Audimax, Haus 20
Theodor-Stern-Kai 7
60590 Frankfurt am Main

Veranstalter:

Prof. Dr. Josef Pfeilschifter, Dekan des Fachbereichs Medizin,
Prof. Dr. Guido Pfeifer, Fachbereich Rechtswissenschaft,
Prof. Dr. Hans Peter Klein, Didaktik der Biowissenschaften,
Goethe-Universität Frankfurt

Anmeldung:

Um Anmeldung wird gebeten
Helmut Wicht, wicht@em.uni-frankfurt.de

Weitere Informationen:

bildung-wissen.eu

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Bestimmte UnbestimmtheitAndreas Gruschka
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Psychoanalytisch-pädagogische Kompetenzen für die Lehrerbildung
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Heiner Hirblinger
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Grundlagen für Theorie und Praxis
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Heiner Hirblinger zeigt im vorliegenden Buch, dass die psychoanalytische Pädagogik einen wesentlichen Beitrag zur Theorie und Praxis des Unterrichtens und zur Professionalisierung in der Lehrerbildung leisten kann. Dabei hebt Hirblinger insbesondere die Bedeutung des Affektregulierens und des Mentalisierens in pädagogischen Beziehungsfeldern hervor. Es wird deutlich, dass das Unterrichten als intersubjektiver Prozess zu begreifen ist, dessen dynamisch-unbewusste Dimension Berücksichtigung finden muss. [ mehr ]

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