6. bis 8. September 2018 (Berlin)

2018-09-06 - 2018-09-08

Auf der 2. Tagung zur Geschichte der Psychoanalyse in Polen im deutsch-polnisch-jüdischen Kontext werden wir verschiedene Perspektiven berücksichtigen.

Vor allem möchten wir die vergessenen, aus Polen stammenden Psychoanalytiker, Psychiater und ihre Patienten, meistens jüdischer Herkunft, zu Wort kommen lassen, von ihren Schicksalen auf dem Hintergrund von Krieg, Holocaust, Flucht und Emigration erzählen. Die individuellen und kollektiven Formen der Bewältigung dieser Erfahrungen sollen aus psychoanalytischer Sicht betrachtet werden, insbesondere unter der Fragestellung, ob und wie diese die Psychoanalyse und Psychiatrie verändert haben.

Schließlich werden wir die Rolle der Psychoanalyse bei der Bildung von Formen des kollektiven Gedächtnisses der Nachkriegszeit und der Gegenwart diskutieren. Analog zum Anliegen des dieser Tagung zugrundeliegenden Forschungsprojektes wird der Fokus sowohl auf der Arbeit der polnischen Psychiater und Psychoanalytiker liegen als auch auf den polnischen Bewältigungsdiskursen. Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und die Trauer Polens um seine Juden und Minderheiten, um die Opfer des Bürgerkriegs nach dem 2. Weltkrieg und des Stalinismus, um die Dezimierung der Intelligenz und Massenumsiedlungen sowie um den Verlust der Idealisierungen ist in die breiten Schichten der Gesellschaft nicht wirklich eingedrungen, was nicht zuletzt der gegenwärtige Rückfall in Nationalismus und Ausgrenzung zeigt.

Das Ausmaß und die Folgen der Totalitarismen im 20. Jahrhundert waren auch in der westlichen Welt jahrzehntelang kein Thema – weder im gesellschaftlichen Diskurs noch auf der Couch der Psychoanalytiker. Die Fragen nach der Rückkehr des Verdrängten und nach den Potentialen der Humanität in der Psychoanalyse angesichts der kollabierenden Welt bilden den unausgesprochenen Horizont unserer wandernden Tagung, die 2016 in Krakau begann, 2018 nach Berlin angekommen ist, um im nächsten Jahr weiter nach Warschau zu gehen.

Viele Referenten haben intuitiv ihren Zugang über die Materialität von Orten und die Singularität von Einzelschicksalen gewählt. In diesem Sinne antwortete ein junger Koreaner auf die Frage, warum er sich auf den weiten Weg nach Auschwitz machte: »Um Europa zu verstehen.«

Wissenschaftliche Leitung
Prof. (PAN) Dr. habil. Ewa Kobylinska-Dehe, IPU Berlin
Prof. Dr. Paweł Dybel, UP Kraków

Termin:

6. bis 8. September 2018

Veranstaltungsort:

International Psychoanalytic University
Stromstraße 2
10555 Berlin

Anmeldung:

Katja Thiele: info@ipu-berlin.de

Kontakt:

Ewa Kobylinska-Dehe: ewa.kobylinska@ipu-berlin.de
Paweł Dybel: pawedybel@gmail.com

Weitere Informationen:

tagung_psychoanalyse_schatten_krieg_holocaust_flyer.pdf

Passende Lektüre im Psychosozial-Verlag:

Zwischen Hoffnung und VerzweiflungEwa Kobylinska-Dehe, Pawel Dybel, Ludger M. Hermanns (Hg.)
Zwischen Hoffnung und Verzweiflung
Psychoanalyse in Polen im polnisch-deutsch-jüdischen Kulturkontext 1900-1939
EUR 32,90

Zwischen Hoffnung und Verzweiflung untersucht die Anfänge der Psychoanalyse in Polen zwischen 1900 und 1939. Deren Eigenart sehen die HerausgeberInnen in der historisch einmaligen Verflechtung der polnischen, jüdischen und deutschen Kulturen. Beiträge über Psychoanalyse in der Tschechoslowakei, Ungarn und Ukraine, die zum selben kulturellen Gebiet Galizien gehörten, ergänzen die Perspektive. Das Schicksal der Psychoanalyse wird aus der Perspektive des Aufbruchs, aber auch angesichts des II. Weltkriegs, Holocausts, der Flucht und Vertreibung und ihrem Verschwinden hinter dem Eisernen Vorhang erzählt. [ mehr ]

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Heilen nach dem HolocaustHenri Parens
Heilen nach dem Holocaust
Erinnerungen eines Psychoanalytikers
EUR 34,90

Henri Parens schildert eindrücklich seine Lebensgeschichte, die von den Schrecken des Holocaust bestimmt ist. Nicht zuletzt aufgrund seiner frühen Erfahrungen mit Rassismus, Gewalt, Vorurteilen, Trennung und Verlust beschloss er, Kinderanalytiker zu werden. Seitdem widmet er sich den psychosozialen Bedingungen der frühen Kindheit. Parens’ Autobiografie ist nicht nur ein zutiefst persönlicher Zeitzeugenbericht, sondern darüber hinaus ein Plädoyer gegen Hass und Rassismus. [ mehr ]

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Krieg ist nicht unvermeidbarHenri Parens
Krieg ist nicht unvermeidbar
Psychoanalytische Überlegungen zu Krieg und Frieden
EUR 39,90

Anhand theoretisch fundierter Untersuchungen zur menschlichen Aggression, zeigt Henri Parens auf, dass die menschliche Destruktivität kein angeborener Trieb ist, sondern durch exzessive schmerzliche Erfahrungen hervorgerufen wird. Er beschreibt Strategien, mit deren Hilfe eine Gesellschaft Kriege konstruktiv zu verhindern vermag, und formuliert die These, dass eine Vermeidung kriegerischer Auseinandersetzungen nicht nur notwendig, sondern auch möglich ist. [ mehr ]

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Unbewusste Erbschaften des NationalsozialismusJan Lohl, Angela Moré (Hg.)
Unbewusste Erbschaften des Nationalsozialismus
Psychoanalytische, sozialpsychologische und historische Studien
EUR 29,90

Die Beiträger/innen dieses Bandes nähern sich auf unterschiedliche Weise den Nachwirkungen des Nationalsozialismus an: empirisch, theoretisch, basierend auf der gruppenanalytischen und therapeutischen Praxis oder der eigenen Biografie. Aufgrund dieser Perspektivenvielfalt richtet sich der Band nicht nur an die wissenschaftliche Fachwelt, sondern auch an ein Publikum, das aus einem (selbst-)reflexiven Interesse heraus die Gefühlserbschaften des Nationalsozialismus begreifen möchte. [ mehr ]

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Kindheit im Krieg und NationalsozialismusGertraud Schlesinger-Kipp
Kindheit im Krieg und Nationalsozialismus
PsychoanalytikerInnen erinnern sich
EUR 34,90

Die Autorin untersucht das Erinnern von PsychoanalytikerInnen, die zwischen 1930 und 1945 geboren wurden. Statistische Auswertung von 200 Fragebögen sowie vertiefende Interviews zeigen vielfältige Traumatisierungen durch Krieg und Nationalsozialismus und den Zusammenhang zwischen kollektiver Schuld und individuellem Trauma im Erinnerungsprozess. [ mehr ]

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Lu Seegers, Jürgen Reulecke (Hg.)
Die »Generation der Kriegskinder«
Historische Hintergründe und Deutungen
EUR 22,90

»Kriegskinder« sind in den deutschen Medien derzeit en vogue. Der Sammelband geht auf die Hintergründe ein und untersucht aus historischer Perspektive Erfahrungen, Deutungen und Sinnstiftungen von Angehörigen der Jahrgänge 1930 bis 1945. [ mehr ]

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Sandra Konrad
»Jeder hat seinen eigenen Holocaust«
Die Auswirkungen des Holocaust auf jüdische Frauen dreier Generationen. Eine internationale psychologische Studie
EUR 29,90

Sandra Konrad hat in Europa, Israel und den USA Interviews mit weiblichen jüdischen Holocaust-Überlebenden, deren Töchtern und Enkeltöchtern geführt. Im Rahmen von neun Familienportraits stellt sie die Persönlichkeiten und die Lebenswege der jüdischen Frauen dar und diskutiert die individuellen und transgenerationalen Auswirkungen des Holocaust. [ mehr ]

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Geboren im KriegLudwig Janus (Hg.)
Geboren im Krieg
Kindheitserfahrungen im 2. Weltkrieg und ihre Auswirkungen
EUR 29,90

Traumatische Belastungen von Kindern im II. Weltkrieg können jetzt in ihrem ganzen Ausmaß erstmals wirklich erfasst werden. Die Folgen haben die Generation der Kriegskinder und unsere Nachkriegsgesellschaft zutiefst beeinflusst und bilden vermutlich einen Hintergrund für einige Aspekte der 68er Zeit und für die kleinmütige Stimmung in unserer Gesellschaft, für das, was die Angelsachsen »The German Angst« nennen. [ mehr ]

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