5. bis 7. April 2019 (Heidelberg)
2019-04-05 - 2019-04-07
33. Jahrestagung der Gesellschaft für Psychohistorie und politische Psychologie (GPPP) zum Thema »Die weiblich-mütterliche und die kindheitliche Dimension im individuellen Leben und im Laufe der Menschheitsgeschichte«
Die Psychohistorie kann heute die Dynamik und die Grundlinien
der Mentalitätsentwicklung im Laufe der Geschichte beschreiben, weil sie die
Geschichte der Kindheit als eigenständige geschichtliche Kraft mit einbezieht.
Insofern ein typisches Muster im Verhalten Erwachsener einer
Gesellschaft darin besteht, das in der Kindheit Erfahrene in ihrem
Leben zu reinszenieren, sind die Sozialisationsbedingungen der Kinder eine
Wurzel des gesellschaftlichen Geschehens.
Unabhängig hiervon hat die Matriarchatsforschung den historischen Blick um die
Wahrnehmung der Wirklichkeit der matrifokalen Kulturen in der Jungsteinzeit von
ca. 11.000 bis ca. 3000 v. Chr. erweitert, die den dann kulturbestimmenden
patriarchalen Kulturen vorangehen. Dies ermöglicht im Rahmen der
kritischen Patriarchatsforschung auch eine Kritik der Schattenseiten dieser
kulturellen Neuorientierung.
Eine besondere Dynamik in der individuellen und kollektiven Entwicklung
entsteht nun daraus, dass die biografisch ursprünglichsten vorsprachlichen
Erfahrungen vor, während und nach der Geburt infolge der »physiologischen
Frühgeburtlichkeit« des Menschen lebenslang in einer Art Hintergrundsfilm
virulent bleiben und als Kern des Unbewussten magische und mythische
Erlebensweisen prägen, die sowohl das Erleben des Kindes wie auch die
Mentalitäten der frühen Menschheitskulturen bestimmen, wie auch bis heute im
gesellschaftlichen Leben in verdeckter Form wirksam sind. Dies ist das
Forschungsgebiet der Pränatalen Psychologie, die eine bedeutsame Ergänzung zu
der in der nachgeburtlichen Zeit ansetzenden Entwicklungspsychologie darstellt.
Die kollektivpsychologische Bedeutung dieser Zusammenhänge ist bisher nur
ansatzweise erschlossen.
Im Gefolge der immer noch fortwirkenden patriarchalen Grundorientierung in
unseren Gesellschaften werden die durch die weiblich-mütterliche und die
kindheitliche Dimension bestimmten Wirklichkeitsbereiche nur marginal
wahrgenommen. Auch haben sie sich erst in der zweiten Hälfte des letzten
Jahrhunderts zu eigenständigen Wissenschaftsbereichen der Psychohistorie, der Matriarchatsforschung und der Pränatalen Psychologie entwickelt.
Doch sind diese Bereiche bisher zu wenig aufeinander bezogen. Die Tagung hat
deshalb das Ziel, eine Begegnung und einen konstruktiven Austausch zwischen
diesen Wissenschaftsfeldern herzustellen, um ihre beträchtlichen Potenziale im
öffentlichen Bewusstsein besser vergegenwärtigen zu können. Das soll auch eine
Ressource für den Diskurs um die
heutige weibliche Identitätsentwicklung sein, mit dem die Tagung beginnt
und ausklingt.
ReferentInnen:
- Dragana Djordjevic, MD, PhD, Uniklinik Niš, Serbien
- Praxisgemeinschaft Richard-Wagner-Str. 18, 68165 Mannheim
- Renate Hochauf, Dr. phil., Friedrich-Ebert-Str. 11, 04600 Altenburg
- Frank Horstmann, Karl-Wolf-Straße 9, 22767 Hamburg
- Ludwig Janus, Dr. med., Jahnstraße 46, 69221 Dossenheim
- Helga Krüger-Kirn, Dr. phil., Dipl.-Psych., Wilhelmstr. 42, 35037 Marburg
- Christian Lackner, Mag. Dr. phil., Reauz 59, A-9074 Keutschach
- Peter Petschauer, Prof. Dr. phil., 143 East Glendale Drive, Boone, NC 28607, USA
- Gudrun Sahlender-Wulf, Klaus-Grothe-Straße 9, 26131 Oldenburg
- Johanna Schacht, Dipl. Päd., Holbeinstraße 56, 65195 Wiesbaden
- Claudia von Werlhof, Prof. Dr. phil., Birkenweg 3, A-Völs/Innsbruck
Termin:
5. bis 7. April 2019
Veranstaltungsort:
Institut für Medizinische Psychologie, Seiteneingang
Bergheimer Straße 20
69115 Heidelberg
Kontakt:
Dr. Axel Bischoff
Friedhofweg 8
69118 Heidelberg
Telefon: 06221 892729
Fax: 06221 892730
E-Mail: Tagung@psychohistorie.de
Weitere Informationen:
www.psychohistorie.de
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