6. Tagung in der
Reihe »Kritische Theorie – Psychoanalytische Praxis« zum Thema »Autoritarismus«
Autoritäre Fixierung ist zweifellos konstitutiv für
rechtsextreme Einstellungen und rassistische Gewalt. Das bestätigen viele
empirische Befunde. Allerdings bezieht sich die gegenwärtige
Autoritarismus-Forschung kaum mehr auf die Psychoanalyse. Dabei galt es den
Autoren der ersten kritischen Studie zu »Autorität und Familie«, allen voran
Max Horkheimer, als ausgemacht, dass ohne die »moderne Tiefenpsychologie« die
Wirkung der Gesellschaft auf die in ihr lebenden Subjekte nicht gründlich
begriffen werden kann. Wenn Autoritarismus, wie es seit etlichen Jahren
geschieht, ohne diese Tiefendimension gedacht wird, gerät auch die
Tiefenwirkung der Gesellschaft auf die Individuen aus dem Blick. Diese Wirkung
ist heute allerdings nicht mehr dieselbe wie in der Frühzeit der Kritischen
Theorie, wo der Vater noch die Instanz war, die die autoritären Standards der
Gesellschaft in der Familie durchsetzte. Davon kann heute nicht mehr die Rede
sein. Dennoch gibt es weiterhin autoritäre Führer, und das Phänomen des
Populismus zeigt, dass der Autoritäre Charakter nicht einfach verschwunden ist.
Er hat sich lediglich verwandelt. Wie aber entsteht er heutzutage? Gedeiht er
womöglich gerade unter permissiv-neoliberalen Bedingungen? Gehört zu ihm die
Wiederkehr vorbürgerlicher Stammesstrukturen auf High-Tech-Niveau? Wie ist eine
demokratische Gesellschaft zu verstehen, die jene autoritäre Dynamik, durch die
sie bedroht wird, immer wieder selbst hervorbringt? Diesen Fragen soll auf der
Tagung mit Rückgriff auf die Standards der Kritischen Theorie und
psychoanalytischem Instrumentarium nachgegangen werden.
Programm:
Freitag, 27.10.2017
19:00 – 21:00 Uhr
Prof. Dr. Helmut Dahmer, Wien
Autoritärer Charakter und autoritärer Staat – Konzepte von
gestern?
Samstag, 28.10.2017
09:00 – 10.45 Uhr
Prof. Dr. Angelika Ebrecht-Laermann, Berlin
Einzelkämpfer – Wiedergänger des Autoritarismus?
Co-Referent: Steffen Elsner, Dipl.-Psych.
10:45 – 11:15 Uhr Kaffeepause
11:15 – 13:00 Uhr
Dr. Mahrokh Charlier, Frankfurt/M.
Autorität und Postmigranten
Co-Referentin: Micha Böhme, Dipl.-Päd.
13:00 – 15:00 Uhr Mittagspause
15:00 – 16:45 Uhr
Dr. Philipp Lenhard, Köln
Falsche Propheten. Zur Aktualität der Demagogiestudien von
Leo Löwenthal und Norbert Guterman
Co-Referent: Johannes Buchholz, M.A.
16:45 – 17:15 Uhr Kaffeepause
17:15 – 19:00 Uhr
Prof. Dr. Ulrich Wagner, Marburg
Vorurteile, Diskriminierung, Gewalt, Terrorismus: Hilft uns
allein die Lerntheorie, das zu verstehen?
Co-Referentin: Julia Schuler, M.A.
Sonntag, 29.10.2017
09:30 – 11.15 Uhr
Dr. Lutz Eichler, Erlangen
Adoleszenz, Narzissmus und Autoritarismus
Co-Referent: Jérôme Seeburger, Dipl.-Soz.
11:15 – 11:45 Uhr Kaffeepause
11:45 – 13:30 Uhr
Dr. Matthias Burchardt, Köln
Personale Autorität statt Unterwerfung durch pädagogische
Selbststeuerung
Co-Referentin: Susan Winter, Bildende Künstlerin
Termin:
27. bis 29. Oktober 2017
Veranstalter:
Prof. Dr. Christoph Türcke
Hochschule für Grafik und Buchkunst
PD Dr. Oliver Decker
Universität Leipzig
Veranstaltungsort:
Bibliotheca Albertina (Vortragssaal)
Beethovenstraße 6
04107 Leipzig
Teilnahmegebühr (für die
ganze Tagung):
Bei Anmeldung bis zum 31.08.2017:
Regulär: 75 EUR
WeiterbildungskandidatInnen: 40 EUR
Ermäßigt (SchülerInnen, Studierende, Erwerbslose): 30 EUR
Bei Anmeldung ab dem 01.09.2017:
Regulär: 95 EUR
WeiterbildungskandidatInnen: 55 EUR
Ermäßigt (SchülerInnen, Studierende, Erwerbslose): 40 EUR
Um schriftliche Anmeldung wird gebeten.
Kontakt:
PD Dr. Oliver Decker
Universität Leipzig
Philipp-Rosenthal-Str. 55
04103 Leipzig
oliver.decker@medizin.uni-leipzig.de
Weitere
Informationen:
home.uni-leipzig.de
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| Oliver Decker, Johannes Kiess, Elmar Brähler (Hg.) Die enthemmte Mitte Autoritäre und rechtsextreme Einstellung in Deutschland / Die Leipziger »Mitte«-Studie 2016
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Seit 2002 untersucht die Leipziger Arbeitsgruppe um Brähler und Decker die rechtsextreme Einstellung in Deutschland. Die gewonnenen Daten und sozialpsychologischen Analysen der »Mitte«-Studien der Universität Leipzig sind zur bundesweiten Grundlage der Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus geworden. Die aktuellen Ergebnisse zeigen, dass antidemokratische Ideologien seit einigen Jahren verstärkt artikuliert werden und sich das politische Klima in der Bundesrepublik verschiebt. Im Langzeitverlauf lassen sich so verschiedene politische Milieus, ihre Polarisierung und der Legitimationsverlust demokratischer Institutionen beschreiben. [ mehr ] Sofort lieferbar. Lieferzeit (D): 2-3 Werktage |
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| Beate Unruh, Ingrid Moeslein-Teising, Susanne Walz-Pawlita (Hg.) Grenzen Eine Publikation der DGPT
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Grenzen und Grenzverletzungen sind nicht nur im psychotherapeutischen und psychoanalytischen Behandlungsrahmen von Bedeutung, sondern spielen eine grundlegende Rolle in menschlichen Beziehungen, sozialen Gemeinschaften und im politischen Kontext. Die AutorInnen untersuchen einerseits die Bedeutung und den Schutz von und durch Begrenzungen, andererseits befassen sie sich mit dem Wunsch, Grenzen zu überwinden, ohne den Wissenschaft und Forschung nicht denkbar wären. [ mehr ] Sofort lieferbar. Lieferzeit (D): 2-3 Werktage |
| Lutz Eichler Soziologie und Sozialpsychologie subjektivierter Arbeit (PDF-E-Book) psychosozial 129 (2012), 71-84
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