25. bis 28. Mai 2017 (Nürnberg)
2017-05-25 - 2017-05-28
Jahrestagung der Deutschen
Psychoanalytischen Gesellschaft (DPG)
»ZwischenWelten – Das Psychische und die Welt im Wandel«
Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Gäste,
die Deutsche Psychoanalytische Gesellschaft lädt Sie herzlich zu ihrer
Jahrestagung 2017 nach Nürnberg ein.
In einer Reihe mit den zurückliegenden Jahrestagungen wollen wir uns in
Nürnberg erneut mit den Folgen politischer und gesellschaftlicher Umbrüche und den Schrecken und Herausforderungen unserer Gegenwart auseinandersetzen. Und wir wollen unsere eigene Position und unsere Denk- und Arbeitsweise kritisch befragen. Wucht und Geschwindigkeit der Veränderungen haben
massive Auswirkungen auf das Sicherheitsgefühl jedes Einzelnen, sie verändern Kommunikationsweisen, das Identitätsgefühl und Geschlechterrollen. Manche finden, das psychoanalytische Vorgehen selbst habe im Spannungsbogen
zwischen Erstarrung und Innovation an Klarheit und Sicherheit verloren.
Wir können gespannt sein auf den Öffentlichen Vortrag am Donnerstagabend, den der Präsident der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung
(IPA),Stefano Bolognini aus Bologna, halten wird. Er wird deutsch sprechen.
Zwischen Welten: Wir haben es mit großen Veränderungen zu tun, zum einen bei den Erwartungen vieler Patienten, unter dem Einfluss von
Effektivitätsdruck und Wirtschaftlichkeitserwägungen und angesichts von Veränderungen im deutschen Gesundheitssystem, zum anderen verschieben sich in der
psychoanalytischen Technik und in der Metapsychologie selbst die Akzente. Das
Augenmerk richtet sich zunehmend auf das Dazwischen. Gegenüber der etablierten
Vielfalt an psychoanalytischen Theorien und Praxen erscheint der Versuch
ambitioniert, im Rahmen der psychoanalytischen Feldkonzeptionen, wie sie sich
in der süd- und nordamerikanischen sowie der europäischen, insbesondere
italienischen, Psychoanalyse entwickelt haben, einen neuen »common ground« zu entwickeln. Wegweisend sind die fundamentalen Veränderungen durch Wilfred Bion, der die analytische Situation als »two-way-affair« denkt:
Grundlegend ist, was sich zwischen Analytiker und Analysand ereignet und wie es reguliert
wird. Das analytische Geschehen wird nicht nur durch den Analysanden
konstituiert, durch seine spezifische innere Welt und Geschichte, sondern auch durch
den Analytiker, durch dessen Art und Weise zu funktionieren und die Szene zu betreten.
Seinen Ausgang nahm das psychoanalytische Feldkonzept in den 60er Jahren durch die Arbeiten von Willy und Madeleine Baranger. Charakteristisch für
das Feldkonzept ist die Verwendung eines narrativ-tranformativen Stils, so
dass Analytiker und Analysand gemeinsam ein sich fortlaufend änderndes
Narrativ neuer Inhalte und Bedeutungen weben. Die Deutung wird in diesem Kontext zu einer »schwachen«, »ungesättigten« und ist entschieden dialogisch und
intersubjektiv angelegt. Halten unsere Analysanden noch gesättigte Deutungen aus oder benötigen sie mittlerweile offenere innere Bilderwelten, auf die
sie mit ihrem Unbewussten besser ansprechen können – und warum ist das so? Oder gilt es, für den jeweiligen Analysanden oder die jeweilige Stunde
den »passenden« Deutungstypus zu finden?
Ähnliche Konzeptualisierungen finden sich bei Thomas Ogden, in der nordamerikanischen
intersubjektiven Tradition, und der bifokalen Einstellung sensu Helmuth Thomä. Manche sprechen von einem Paradigmenwechsel, andere halten diese Veränderungen nur für eine Akzentverschiebung, die sich
bereits in der Affirmations- und Aktualisierungstheorie der Sandlers und im
Konzept des szenischen Verstehens Hermann Argelanders finden lasse.
In der Kinder- und Jugendlichenanalyse interessiert uns der gemeinsame
Spielraum, Ausdruck einer gemeinsamen Schöpfung und immer schon ein Verweis auf
die inszenatorische Kraft eines gemeinsamen Prozesses. Diesem Thema widmen sich
die beiden Vorträge am Samstagvormittag.
Zwischenwelten: Wie wirken sich die modernen Entwicklungen in der
westlichen Welt, denen Analytiker und Analysanden gleichermaßen ausgesetzt
sind, auf Anschauungen und Daseinsverständnis aus? In der öffentlichen
Wahrnehmung werden Parallelwelten säuberlich auseinandergehalten oder prallen
sprichwörtlich aufeinander, wie die der Islamisten auf die der säkularisierten,
postmodernen Gesellschaft, aus der sie zum Teil hervorgehen. Wie gestaltet sich
der analytische Prozess, wenn unser Gegenüber zu der Gruppe der Flüchtlinge,
sozial ausgegrenzten Hartz-IV-Empfänger in Problemvierteln oder zu einer
ausgeprägten Subkultur mit ihren eigenen Codes und Normen gehört? Inwieweit kann sich ein Cybernomade noch an einen »analogen« Analytiker
mit seinen Methoden der Redekur binden, so dass sich spürbar und
nachvollziehbar eine Übertragungs-Gegenübertragungs-Matrix entfalten kann? Analytiker
beschäftigen sich damit, ob sich eine Analyse in der Cyberwelt abspielen kann,
sei es per Skype oder Internet, und welche Erfahrungen und Veränderungen dies
mit sich bringt. Und wie ist es heute überhaupt um die Vertraulichkeit unserer Arbeit
bestellt? Bitte beachten Sie die Veranstaltung der AG Ethischer Diskurs, Jürgen
Hardt hat sich um den Schutz der analytischen Situation verdient gemacht. Von
besonderem Interesse für uns sind die Momente, in denen ein gemeinsamer
Spielraum zusammenbricht, ein Übergangsraum verlorengeht, und wie damit
weitergearbeitet werden kann.
Zwischen theorieorientierten und praktizierenden Analytikern einerseits
und um Hilfe suchenden Patienten andererseits finden wir in einer Art Zwischenwelt
die Kandidaten der analytischen Ausbildung. Mehr noch als ihre im Beruf stehenden
Lehrer erleben sie die Analyse und ihre Ausbildungsbedingungen durch den Wandel
der Gesellschaft und an den Universitäten bedroht. Sie erfahren und lernen, wie
man unbewusste Prozesse in hochfrequenten Analysen verfolgen kann, während sie
es in universitären und beruflichen Kontexten mit verhaltenstherapeutisch
ausgerichteten Kollegen zu tun haben.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Gäste, wir hoffen, Ihr Interesse an
der DPG-Jahrestagung 2017 geweckt zu haben und möchten Sie herzlich nach Nürnberg
einladen – in eine Stadt, in deren Mauern Zeiten des Glanzes und der Prosperität,
aber auch des Grauens und der Scham zu erleben waren. Mit dem Namen Nürnberg
verbinden wir einerseits die Begriffe von Kunst und Kultur, von Romantik und
Altertum. Für die Psychoanalyse ist Nürnberg insbesondere als Gründungsort der
Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung im Jahre 1910 bedeutsam sowie
als Geburtsort des Psychoanalytikers Herbert Rosenfeld. Doch nur wenige
Straßenzüge vom Tagungsort entfernt traten am 15.09.1934, dem »Nimmermenschtag«
(Paul Celan), die Rassengesetze in Kraft, Nürnberg wurde zur Stadt der
Reichparteitage und nach dem Kriege zum Ort der »Nürnberger Prozesse«.
Wir laden Sie ein zu einem kollegialen Austausch, zu einer lebendigen und
kontroversen Auseinandersetzung mit dem Tagungsthema, den schwer bestimmbaren
Zwischenwelten, in denen sich unbewusste Prozesse entfalten.
Ingo Focke,
Vorsitzender der DPG
Harald Kamm,
Leiter der DPG-Arbeitsgruppe
Termin:
25.
bis 28. Mai 2017
Veranstaltungsort:
Maritim
Hotel Nürnberg
Frauentorgraben
11
90443
Nürnberg
Telefon:
+49 (0) 911 2363-0
Fax:
+49 (0) 911 2363-823
Anmeldung:
Bitte
nehmen Sie Ihre Anmeldung über die Homepage der DPG vor oder senden Sie
das Anmeldeformular an die DPG Geschäftsstelle.
Kontakt:
Deutsche
Psychoanalytische Gesellschaft
Geschäftsstelle
Goerzallee
5
12207 Berlin
Tel.:
+49 30/8431 6152
Fax:
+49 30/8431 6153
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