20. bis 23. November 2019 (Bad Homburg)

2019-11-20 - 2019-11-23

DPV-Herbsttagung 2019: Identität zwischen Beständigkeit und Wandel

In der Kontinuität der letzten Herbsttagungen haben wir für dieses Jahr das weit- reichende und komplexe Thema der Identität gewählt, ein Thema, das von der Psychoanalyse oft vernachlässigt wird. Die Identitätsbildung stellt einen lebenslangen Prozess dar, der uns in Schwellensituationen psychisch, körperlich und im Umgang mit dem Anderen äußerst beanspruchen kann. Solche Situationen sind typischerweise die Kleinkindheit, die Adoleszenz und das Alter. Dazu kommen die vielen individuellen Lebenssituationen, die das Identitätsgebilde mehr oder minder ins Schwanken bringen: Schulbeginn, Verlassen des Elternhauses, Beginn einer festen Beziehung, Arbeits- wechsel, Verlust einer Bezugsperson, traumatische Erfahrung usw.

Die Migration stellt eine dieser erschütternden Situationen dar. Auch wenn die Frage der Identität im Tumult der vielen Veränderungen und Anpassungsanforderungen häufig fast unbemerkt im Hintergrund bleibt, spielt sie tatsächlich eine zentrale Rolle. Für einen Migranten wird die plötzliche Wahrnehmung seiner Identitätsmerkmale umso prägnanter, je größer der erlebte Kulturwechsel ist. Weil die Identitätsbildung und -beständigkeit eng mit der Antwort auf vielfältigen Ebenen des Anderen sowie der umgebenden Gesellschaft verbunden ist, findet das Schwanken des Identitätsgebildes auch im Einheimischen statt, der den Fremden begegnet.

Migranten, ob Flüchtlinge oder freiwillig, und vorübergehende Gäste aus dem Ausland, aber auch deutsche Patienten in einer Identitätsdiffusionskrise, wie Erik H. Erikson sie genannt hat, nehmen immer häufiger den Weg zu unseren Praxen. Die Untersuchung der Identität gewinnt deshalb ein neues Interesse und bietet einen zusätzlichen Blickwinkel auf das psychische Leid mit einem dem entsprechenden ergänzenden Deutungsansatz.

Ilany Kogan wird im ersten Hauptvortrag ihre langjährige Erfahrung mit Migranten in Identitätskrisen, aber auch ihre eigene Erfahrung als Migrantin mit uns teilen. Axel Holickis Hauptvortrag wird sich der Entwicklung der Identität von Geburt an widmen, während Uta Karacaoğlan besondere Aspekte des Verhältnisses zwischen Körper und Identität veranschaulichen wird. Zur Vertiefung einiger wichtiger Facetten der Identitäts- frage haben erfahrene und neue Mitglieder Arbeitsprojekte angeboten, die wir gern im Programm aufgenommen haben: So werden u.a. die Aspekte der sexuellen Identität, des Identitätswandels während der psychoanalytischen Ausbildung oder der Identitätsdiffusion bei einem Kulturwechsel in Foren und AGs beleuchtet.

Zur Fortführung unserer Diskussion zur Zukunft der DPV-Ausbildung werden wir uns dieses Mal mit dem zu erwartenden Einfluss der gesetzlichen Reform des Psycho- therapeutengesetzes auf unsere Ausbildung, unsere Institute und unsere analytische Identität auseinandersetzen. Mit der Perspektive, die aktuelle Diskussion während der Herbsttagung 2020 wieder abzuschließen, laden wir Sie dazu ein, sich an den Mittwoch-Kleingruppen, am Freitag-Forum des Berufspolitischen Ausschusses und am Samstag-Plenum zu beteiligen.

Zum Schluss möchten wir den öffentlichen Vortrag in ein besonderes Licht rücken. Er wird dieses Mal vom deutschen Altbundespräsidenten Joachim Gauck gehalten. Diese außerordentliche Ehre und Freude verdanken wir dem Einsatz von Maria Johne, die Herrn Gauck als besonderen Kenner des Identitätswandels infolge der Wiedervereinigung zur Eröffnung unserer Tagung gewinnen konnte.

Wir freuen uns, Sie bei der Herbsttagung »Identität – Zwischen Beständigkeit und Wandel« begrüßen zu können und wünschen Ihnen anregende und bereichernde Vorträge und Diskussionen.

Termin:
20. bis 23. November 2019

Veranstaltungsort:
Maritim Hotel Bad Homburg
Ludwigstraße 3
61348 Bad Homburg v. d. H.

Veranstalter:
Deutsche Psychoanalytische Vereinigung

Kontakt:


Weitere Informationen:
https://www.dpv-psa.de

Passende Lektüre im Psychosozial-Verlag:

Die Macht negativer AffekteJürgen Straub
Die Macht negativer Affekte
Identität, kulturelle Unterschiede, interkulturelle Kompetenz
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Die Bedeutung kultureller Unterschiede für unser Zusammenleben ist in aller Munde. Dennoch sind die affektiven, emotionalen Grundlagen interkultureller Begegnungen und Beziehungen, speziell von Aversionen und Aggressionen gegenüber anderen, noch nicht hinreichend geklärt. Jürgen Straub wendet sich den negativen Affekten gegenüber Fremden zu, die oft verborgene Quellen von Ablehnung, Ausschließung und weiteren gewaltsamen Reaktionen sind. [ mehr ]

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Jürgen Straub
Das erzählte Selbst
Konturen einer interdisziplinären Theorie narrativer Identität. Ausgewählte Schriften (3 Bände)
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Das Selbst entsteht in einer soziokulturellen Praxis, in der das Geschichtenerzählen essenziell ist. Wir alle erzählen uns immer wieder neu. Im Lauf der Zeit ändert sich der Blick auf unser gelebtes und das noch erwartete Leben. Selbst-Erzählungen bilden den Boden, auf dem nicht nur das Selbstgefühl des Individuums, sondern auch seine Beziehungen gedeihen können. Jürgen Straub erörtert Kernfragen einer Theorie personaler narrativer Identität und schickt die Leserschaft auf eine Reise, die von Montaigne bis Ricœur, von Nietzsche bis in die Gegenwart des 21. Jahrhunderts führt. [ mehr ]

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Wer an einem aufrichtigen Dialog zwischen Religionen und säkularen Weltanschauungen interessiert ist, wird feststellen, dass die Gegensätze zwischen religiös und profan eingestellten Menschen durchaus zu überwinden sind. Der Autor stellt im vorliegenden Buch die These auf, dass die lebensweltliche und politische Konfliktlinie heutzutage gar nicht mehr zwischen religiösen und nichtreligiösen Menschen verläuft. Vielmehr muss bezüglich der personalen Identität zwischen Menschen, die Kontingenzbewusstsein und Offenheit in ihr komplexes Selbst- und Weltverhältnis integriert haben, und denen, die totalitär strukturiert sind, unterschieden werden. [ mehr ]

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Noch heute gelten »Sichtbarkeit« und »Identität« weithin als Schlüsselbegriffe politischer Kämpfe Homosexueller um Anerkennung und Respekt. Die Autoren des vorliegenden Bandes hinterfragen das Bestehen einer einheitlichen schwulen Identität aus unterschiedlichen Perspektiven: geschichtlich, wissenschaftstheoretisch und mit Blick auf aktuelle gesellschaftliche Auseinandersetzungen um Homonationalismus und rassistische Gentrifizierung. [ mehr ]

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Selbstfindung und SozialisationMaria Ammon, Egon Fabian (Hg.)
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Michel de M’Uzan
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Salman Akhtar
Immigration und Identität
Psychosoziale Aspekte und kulturübergreifende Therapie (2. Auflage 2014)
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Salman Akhtar untersucht die Auswirkungen, die eine Immigration auf die Identität eines Individuums haben kann. Gleichzeitig gibt er Therapeutinnen und Therapeuten wertvolle Hilfestellungen für den Umgang mit eingewanderten Menschen und forciert eine größere Anerkennung dieses Teilbereichs der Psychoanalyse. [ mehr ]

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