19. bis 21. Oktober 2018 (Berlin)
2018-10-19 - 2018-10-21
8. Deutschsprachige Internationale Psychoanalytische
Tagung »Das Über-Ich des Analytikers – Idealbildungen und Schuldgefühle«
Liebe Kolleginnen, Liebe Kollegen,
wenn wir uns als Analytiker in Übereinstimmung mit unserem analytischen
Über-Ich befnden, fühlen wir uns während unserer analytischen Tätigkeit und im
Zusammensein mit dem Analysanden ausreichend wohl. Uns mag dann gar nicht
auffallen, dass es ein analytisches Über-Ich in uns geben könnte, das ein Auge
auf uns wirft. Wenn wir als Analytiker dagegen – mit dem Analysanden, mit der
analytischen Situation oder mit uns selbst – in Schwierigkeiten geraten, dann
werden wir unsicher und kommen innerlich unter Druck. Wir geraten – für einen
Moment, für länger oder sogar grundsätzlich – in eine Kluft zwischen dem, wie
wir uns als Analytiker erleben, und dem, was wir glauben, wie der Analytiker
idealer Weise sein sollte.
Welche Rolle spielen unsere Idealvorstellungen, Enttäuschungen, unsere Scham-
und Schuldgefühle und Tendenzen, uns selbst zu verurteilen, in der Bewältigung
von solchen klinischen Konfliktsituationen? Was sind die Über-Ich-Ängste, mit
denen wir dann als Analytiker zu kämpfen haben? Haben sie ihre Quelle nur in
dem, was vermittelt durch die Übertragung vom Analysanden projektiv in uns
untergebracht wird? Was ist mit den Angstquellen, die ihren Ursprung im Analytiker
selbst haben und was ist mit den Angstquellen, die aus der analytischen Ausbildung,
dem analytischen Diskurs und aus der Position in der analytischen Gemeinschaft
stammen?
Wir haben, wie viele meinen, in unserer analytischen Praxis zunehmend mit Analysanden
zu tun, die sich im analytischen Prozess in Inszenierungen, Enactments, Kollusionen
und Kollisionen äußern und bei denen die Konfliktpathologien nicht im
Vordergrund stehen. Wenn dann Analytiker persönlich verwickelt und ins Konflikthafte
wie ins Traumatische zutiefst involviert werden, führt das nicht selten in
eigene psychische Bereiche, die schwer auszuhalten sind.
In diesen Situationen bekommen wir es zwangsläufig mit unserem analytischen
Über-Ich zu tun und fragen uns, inwieweit wir den internalisierten Forderungen
nach Abstinenz und Neu-Trinität entsprechen. Wir geraten dann in Gefahr, die Beteiligung
an diesen Verwicklungen abzuwehren, den Analysanden damit abzuweisen, und ihn
unbewusst dafür verantwortlich zu machen oder gar zu verurteilen.
Kann das dazu führen, dass wir es der Analyse als Methode mit ihrem besonderen Setting
unbewusst vorwerfen, dass sie uns immer wieder in solche Problematiken mit dem
analytischen Über-Ich verwickelt? Antworten wir darauf mit einer Idealisierung
der Analyse oder sind wir versucht, die analytische Methode und ihr Setting
sowie die psychoanalytische Haltung zu modifizieren? Was hindert Analytiker
daran, sich diese schlechten Gefühle einzugestehen, sie durchzuarbeiten und ein
realistisches Verhältnis zur eigenen analytischen Methode und ihrem Setting zu
gewinnen?
Wir laden ein, sich mit diesen wichtigen Fragen und den darin angesprochenen Aspekten
des analytischen Über-Ichs auseinanderzusetzen und sie klinisch zu diskutieren.
Dipl.-Psych. Klaus Grabska
(Vorsitzender der
Deutschen Psychoanalytischen Gesellschaft - DPG) in Zusammenarbeit
mit:
Deutsche Psychoanalytische Vereinigung (DPV), Schweizer Gesellschaft für
Psychoanalyse (sGPsa), Wiener Arbeitskreis für Psychoanalyse (WaP), Wiener
Psychoanalytische Vereinigung (WPV)
Termin:
19. bis 21. Oktober 2018
Veranstaltungsort:
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
Jägerstrasse 22/23
10117 Berlin
Weitere Informationen:
dpg-psa.de