15. Juni 2018 (Bremen)

2018-06-15

Die Tragödie des Anderen zu verstehen, ist die Voraussetzung, um einander keine weiteren Tragödien zuzufügen – Lesung und Gespräch zu »Sweet Occupation«

Vortrag im Rahmen der Vortragsreihe »Sind wir im Krieg? – Zur psychosozialen Funktion des Krieges, Teil II« der Bremer Arbeitsgruppe für Psychoanalyse und Psychotherapie (BAPP).

’S IST LEIDER KRIEG! – UND ICH BEGEHRE NICHT SCHULD DARAN ZU SEIN!
Matthias Claudius, 1778

Im 18. Jahrhundert schreibt Matthias Claudius sein Kriegslied. Gloriole und Elend des Krieges werden eingerahmt durch ein »ich begehre nicht schuld daran zu sein!«, Ausdruck eines bedrängenden Verdachts, an der Geschichte der eigenen Zeit mitschuldig zu sein.

Und heute? Über sechs Jahrzehnte sind wir in Deutschland vom Krieg auf eigenem Territorium verschont geblieben. Dennoch ist Krieg allgegenwärtig, medial und emotional. Krieg und Kriegsfolgen sind in unserer Gesellschaft angekommen. In veränderter Form, globalisiert wie regionalisiert, als Hass, Terror, Drohnenkrieg, Cyberwar... sprengt er Grenzen. Grenzen überschreitend sind auch seine Folgen – über fünfzig Millionen Menschen sind auf der Flucht; ganze Staaten und Regionen sind von Verelendung und Zusammenbruch bedroht.

»Sind wir im Krieg...?« ist also eine rhetorische Frage! Nicht rhetorisch sind Fragen nach Funktionen des Krieges, nach Mitschuld und nach Verantwortlichkeiten. »Kriege werden gemacht... und um gemacht zu werden, müssen sie gewünscht sein« (Mentzos, 2002). Die Bedingungsgefüge sind komplex, eine Mischung aus ökonomischen, politischen und psychosozialen Faktoren. Die Wirkmächtigkeit unbewusster Dynamik hierbei ist unabweisbar.

Als solche beschreibt Stavros Mentzos »die Annahme einer narzisstischen Pseudo-Stabilisierung von Individuen und Gruppen (z.B. Ethnien) durch den Krieg und die Annahme eines pathologischen, kollusiven, psychosozialen Arrangements zwischen den Bedürfnissen der in den Krieg involvierten Vielen und den egoistischen Interessen samt der Psychopathologie der Machteliten...«.

In diesem Kontext verstehen wir die Vortragsreihe als Beitrag zu einem vertiefenden Verständnis »der anachronistischen Institution ›Krieg‹«.

Referentin:
Lizzie Doron

Termin:
15. Juni 2018, ab 20.00 Uhr

Veranstalter:
BAPP - Bremer Arbeitsgruppe für Psychoanalyse und Psychotherapie e. V.

Veranstaltungsort:
Haus der Wissenschaft
Sandstraße 4
Bremen

Kosten:
Mitglieder der Bremer Arbeitsgruppe: 6€
Nichtmitglieder: 12€; Ermäßigt: 8€

Anmeldung und Kontakt:
E-Mail: kfoe@psib.net

Weitere Informationen und Flyer:
psychoanalyse-bremen.de

Passende Lektüre im Psychosozial-Verlag:

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Der Diskurs der Verantwortungsübernahme - psychologische, sozialwissenschaftliche und medienkritische Betrachtungen. Eine Publikation der NGfP
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Unterwegs in der FremdeHediaty Utari-Witt, Ilany Kogan (Hg.)
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Psychoanalytische Erkundungen zur Migration
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Narzissmus und MachtHans-Jürgen Wirth
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Zur Psychoanalyse seelischer Störungen in der Politik
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»Eine exzellente Studie, die das Dilemma egozentrischer Machtausübung beschreibt.« Caroline Fetscher im Tagesspiegel vom 2. Juli 2011 Die Möglichkeit, politische oder ökonomische Macht auszuüben, nährt Größen- und Allmachtsfantasien. Umgekehrt bahnen Karrierestreben und Rücksichtslosigkeit den Weg zu den Schaltzentralen der Macht. In detaillierten Fallstudien – u. a. über Ministerpräsident Uwe Barschel, Ex-Bundeskanzler Helmut Kohl, Ex-Sponti und Außenminister Joschka Fischer und Serbenführer Slobodan Milosevic – analysiert der Autor die Verflechtungen zwischen Persönlichkeitsmerkmalen, individueller Psychopathologie und den ethnischen, religiösen und kulturellen Identitätskonflikten der jeweiligen Bezugsgruppe und denen der Gesellschaft. [ mehr ]

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Das Ich und das FremdeGünter H. Seidler (Hg.)
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Klinische und sozialpsychologische Analysen des destruktiven Narzißmus
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Fremdes wird auf individueller und gesellschaftlicher Ebene immer weniger akzeptiert. Im Dienste eines Harmonie-Ideals steigt die Tendenz, alles Störende zu eliminieren. Diese Tendenz wird von den Autorinnen und Autoren des Buches als Hauptmerkmal des »destruktiven Narzißmus« verstanden. Auch wenn in ihren Untersuchungen zu diesem Thema eine klinische Orientierung vorherrschend ist, versuchen die Autorinnen und Autoren daraus Aussagen zum Verständnis von zunehmender Intoleranz und Gewaltbereitschaft gegenüber Fremdem im gesellschaftlichen Raum zu entwickeln. [ mehr ]

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Angela Kühner
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Zur Logik des modernen KriegesMichael Enßlen (Hg.)
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Ein vertieftes Verständnis gewaltsamer internationaler Konflikte ist nur möglich, wenn man die verborgenen psychosozialen Motivationen und die verheimlichten ökonomischen und politischen Interessen dahinter versteht. Namhafte Gesellschaftswissenschaftler untersuchen diese Aspekte moderner Kriege vom Zweiten Weltkrieg bis zum aktuellen Konflikt im Irak. Mit Beiträgen von: Noam Chomsky, Lloyd deMause, Elsbeth Kneuper, Stavros Mentzos, Ulrich Schneider, Klaus Theweleit, Gabriele Weichart. [ mehr ]

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Der Band enthält Beiträge zum Phänomen der Gewalt aus psychoanalytischer Sicht: Es geht einmal um die »alte« Gewalt, die schon immer Gegenstand der psychoanalytischen Betrachtung war, nämlich um Gewalt als konstitutivem Bestandteil menschlicher Zivilisation, um offene und verborgene Gewaltaspekte der psychotherapeutischen Beziehung sowie um die sublimierende Verarbeitung von Gewaltimpulsen in der darstellenden Kunst. Die Erfahrung der »neuen« Gewalt im Gewand des Terrors in der jüngsten Vergangenheit wird einer differenzierten Analyse unterzogen. [ mehr ]

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