»Die Koalition zelebriert den
Gruppen-Egoismus«
Interview mit Hans-Jürgen Wirth
Die schwarz-gelbe Regierung braucht eine Gruppentherapie,
meint Professor Hans-Jürgen Wirth im Interview mit
Cicero Online. CSU-Chef Horst Seehofer, so der
Psychoanalytiker, schüre Ressentiments gegen
vermeintliche Freunde. Wenn das Vertrauen innerhalb der
Koalition nicht wieder hergestellt wird, sei das Regieren
fast unmöglich.
Cicero: Herr Wirth, in Union und FDP beschimpft man
sich gegenseitig mit Begriffen wie Wildsau, Gurkentruppe
oder Rumpelstilzchen. Braucht die Regierung eine
Gruppentherapie?
HJW: Ja, in gewisser Weise schon. Ich würde eine
Beratung für gruppendynamische Prozesse empfehlen
(lacht). Der Streit und die Nervosität haben
mittlerweile einen Grad erreicht, der schon
ungewöhnlich ist.
Cicero: Was ist ihre Ferndiagnose?
Es gibt natürlich eine extreme Belastung von
außen: Die Finanz- und Euro-Krise, für die die
Bundesregierung aber nichts kann. Diese Probleme hat sie so
vorgefunden. Das kann schon ziemlich nervös machen.
Das andere ist, dass man mit großen Hoffnungen
gestartet ist, die allerdings enttäuscht wurden. Jetzt
suchen beide die Schuld beim Partner und nicht bei sich
selbst. Und so schaukeln sich diese Streits dann
hoch.
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Von Hans-Jürgen Wirth erschienen im
Psychosozial-Verlag unter anderem:
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